DIE ZONE IN 4K – II

16 Tage. So lange haben wir gebraucht, um alles, was wir in der Zone geplant hatten, zu erledigen. Hauptsächlich Luftaufnahmen in 4K. Währenddessen haben wir auch eine Menge neuer Orte besucht, den Besten davon erst am allerletzten Tag. Das Kernkraftwerk

Doch alles der Reihe nach.

GRANDIOSE BILDER – GRANDIOSE KATASTROPHEN

Die Luftaufnahmen sind die perfekte Ergänzung zum konventionellen Filmmaterial. Sie erlauben uns Zutritt zu ehemals unerreichbaren Orten oder eine Sicht darauf aus einer ganz neuen Perspektive. Selbst vor wenigen Jahren wäre die einzige Möglichkeit, solche Aufnahmen zu machen, ein gemieteter Helikopter gewesen. Eine kostenintensive Lösung mit einer ganzen Reihe an Einschränkungen, ganz besonders in der Sperrzone von Chernobyl. Davon konnte ich mich vor zwei Jahren selbst überzeugen, als ich in einem russichen MI-2 geflogen bin.(LINK)

Das Verbot, sich einer ganzen Reihe von Orten in der Zone zu nähern, die Notwendigkeit, eine bestimmte Höhe oder genügend Abstand von Gebäuden zu halten. Das Verbot, zu landen oder eine bestimmte Höhe zu unterschreiten, aus Angst, radioaktiven Staub aufzuwirbeln. Die üblichen Verbote. Eine Drone zu verwenden löst alle diese Probleme. Und es gibt auch ein paar zusätzliche Vorteile: man kann beispielsweise im Inneren von Gebäuden fliegen, was zu Bildern führt, die man selbst mit den besten Auslegern und Slidern nicht hinkriegen würde. Und das Wichtigste: der Absturz einer Drone bei komplizierten Aufnahmen zieht nicht den Verlust des Lebens nach sich, sondern schlimmstenfalls von etwas Geld. :-)

Doch es gibt einen entscheidenden Nachteil. Ein Helikopter muss keine Kontrollen passieren, und Dronen erwecken das Misstrauen der Polizisten beim Einreisen in die Zone auf der Stelle. Ganz besonders, wenn sie vier Dronen finden, und die Genehmigung nur für zwei ausgestellt wurde – eine Inspire 1 und eine Phantom 3. Für die Polizisten, die es gewohnt sind, dass absolut alles auf ihren Formularen erfasst ist, kann dieser Verstoß nur eines bedeuten: das Verbot, die Zone zu betreten. Außer, vielleicht, mit zwei Dronen weniger. Ich habe bereits hunderte Grenzen und unzählige Checkpoints passiert, insofern lasse ich mich nicht entmutigen und habe auch gleich eine Idee. Ich erkläre den Polizisten, dass ‘Inspire 1’ und ‘Phantom 3’ bedeuten, dass wir eine Inspire und drei Phantoms haben. Somit passt doch alles, oder?

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Eine Inspire 1 und drei Phantom 3

Begleitet werde ich in der Zone von Phil, den die Fans von „Alone in the Zone” schon von den Luftaufnahmen aus dem Film kennen. Dieses Mal haben wir mit 4K Kameras ausgestattete Dronen und fast eine Woche, um mit ihnen in der ganzen Zone umherzufliegen. Wir filmen Chernobyl, Pripyat, Chernobyl-2, Poliske und die kürzlich niedergebrannten Wälder und Felder. Die Inspire 1 verwenden wir meistens im Doppel-Fernsteuerungs-Modus. Damit kann Phil sich ganz auf das Steuern der Drone konzentrieren, und ich ausschließlich aufs Filmen.

Diese Arbeitsteilung langweilt mich jedoch ziemlich schnell, und übernehme die wesentlich robustere Phantom 3. Die Aufnahmen vertragen etwas Action, beschließe ich. Das erste, was mir einfällt, ist natürlich Chernobyl-2. Mit der Fernsteuerung und einem Reserveakku ausgestattet, erklimme ich die Spitze von Duga. Nach einigen Minuten stehe ich auf der Spitze der Antenne, bereit, die 130 Meter tiefer wartende Drone zu starten. Die Höhe und das Fehlen jeglicher Hindernisse garantiert eine überdurchschnittliche Reichweite für das Gerät. Der zweite Akku ermöglicht dann noch einen zweiten Flug. Unter der Voraussetzung, dass ich es schaffe, die Drone auf der Spitze der Antenne zu landen, auf einem einen halben Meter breiten stählernen Landestreifen.

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Beim Steuern der Drone von der Spitze der Antenne aus. Auf der Spitze des fünften Mastes von links kann man mich erkennen.

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Nahaufnahme

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Kurz vor der Katastrophe

Ich schaffe es zwar, die Drone auf der Spitze von Duga zu landen, doch nur aus purem Zufall im Zuge einer Bruchlandung bei einem Testflug zwischen zwei Masten. Es ist reines Glück, dass die Drone nicht 135 Meter abstürzt, sondern ganz in der Nähe bruchlandet, auf der höchsten Plattform der Antenne.

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Die abgestürzte Drone – der Tragrahmen und die Kamera sind beschädigt

Die unvollendeten Aufnahmen lassen mir jedoch keine Ruhe, und so beschließe ich einige Tage später, die Antenne erneut zu erklettern und sie zu beenden. Dieses Mal mit Erfolg.

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Erfolg!

Ein anderes Mal versuche ich, die Reichweite der Phantom auf andere Art und Weise zu erweitern. Ich steuere sie von einem fahrenden Auto aus. Auf diese Weise gelingt es mir, ein großes Gebiet zu filmen, das vor kurzem von einem Brand zerstört wurde.

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Beim Steuern der Drone in voller Fahrt

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Unser Wagen

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Nach dem Feuer

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Nach dem Feuer

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Ausgebrannte Häuser in Rudnia Ilinetska

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Ausgebrannte Häuser in Rudnia Ilinetska

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Ausgebrannte Häuser in Rudnia Ilinetska

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Ausgebrannte Häuser in Rudnia Ilinetska

DAS DJI TEAM

Für die Dauer der Aufnahmen aus der Luft werden wir von dem Hersteller der Dronen (DJI) begleitet, der eine Doku über unsere Flüge in der Zone dreht. Hauptsächlich von Phil; ich war nur der zweite Pilot und Führer. Wer will schließlich einen Film drehen über Bruchlandungen mit Dronen? :-)

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Das DJI team, Phil und ich am Eingang zum Keller des Krankenhauses in Pripyat

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Bereit zum Start. Stadtzentrum Pripyat.

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Beim Filmen der verlassenen Schiffe im Frachthafen von Chernobyl

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Interview in der Sporthalle des Kulturpalasts „Energetik”

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Beim Fliegen und Filmen im Inneren der Schule

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Das Schwimmbad. Wir machen uns bereit zum Start der Aufnahmen.

Vielleicht ist ein Film über abstürzende Dronen doch keine gar so schlechte Idee; bis zum Ende der Aufnahmen haben auch Phil und Paul ihre Dronen bruchgelandet. Doch unterm Strich sind solche Abstürze eine gute Methode, um unsere Flugkünste zu verbessern. Zum Glück gibt es eine Chance, dass wir eine der abgestürzten Dronen noch reparieren können. Meine. :-)

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Die Frankenstein-Drone, oder der Versuch, aus den Kaputten eine Funktionierende zu basteln

NEUE ORTE

Natürlich kann ich mir auch die Möglichkeit nicht entgehen lassen, Orte zu besuchen, an denen ich noch nie, oder nur vor sehr langer Zeit gewesen bin.

Der Yachtclub

Den Yachtclub finde ich rein zufällig bei der Suche nach einem geeigneten Ort in Pripyat , um die Drone zu starten und zu den Kränen zu fliegen.

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Der Startplatz. Das nächste Ziel: die Kräne auf der anderen Seite der Yanovsky Lagune.

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Die Hafenkräne

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Das größte Segelboot

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Garagen für Yachten, Rennboote und andere Fahrzeuge

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Verlassene Boote

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Eine Garage mit einem reparierten Boot

Buriakivka

Nach mehr als zwei Jahren war ich wieder in der Lage, eine Zutrittsgenehmigung zum Endlager für leicht und mittelmäßig verstrahlten Atommüll in Buriakivka zu erlangen.

Durch Zufall, mitten unter hunderten Fahrzeugen, finde ich den Joker, einen deutschen ferngesteuerten Roboter, den man für die Räumung der hochradioaktiven Überreste der Explosion in Reaktor vier verwendet hat. Die Räumung der radioaktiven Trümmer auf dem Dach des Kraftwerks wurde hauptsächlich von sowjetischen STR-1-Robotern erledigt. Doch diese Roboter, die man auf das Fahrgestell eines Mondfahrzeuges gebaut hatte, waren nur für die Räumung der weniger verstrahlten und schuttbedeckten Bereiche des Dachs geeignet (die Zonen K und N). Die Räumung des am stärksten verstrahlten Bereichs (Zone M) sollte mit deutscher Technologie durchgeführt werden, mit dem skurillerweise „Joker” benannten Roboter. Große Hoffnungen wurden auf ihn gesetzt, schließlich war er die letzte Möglichkeit, das dach zu räumen, ohne dass Menschen dies von Hand erledigen mussten.

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Der STR-1 Roboter (links) und der Joker (rechts) – Archivaufnahmen aus 1986

Der Joker wurde unter großen Schwierigkeiten mittels Helikopter auf das Dach des Kraftwerks transportiert, wo er seine Arbeit aufnehmen sollte. Gleich zu Beginn der Arbeiten jedoch blockierte eine der Raupen durch ein Stück Graphit und der Roboter saß fest. Nun war der Einsatz von Menschen unausweichlich, die sich hohen Strahlendosen aussetzten, als sie den Roboter von Hand befreien mussten. Trotzdem waren alle Anstrengungen umsonst, denn es stellte sich direkt danach heraus, dass die Maschine bereits defekt war. Die Elektronik war beschädigt, da sie der hohen Strahlung auf dem Dach (120 Sv/h) nicht gewachsen war.

Erst später stellte sich heraus, dass die eigentliche Ursache des Schadens die russische „Informations”politik war – im Bestreben, die Welt von der Sicherheit ihrer Kernkraftwerke zu überzeugen, hatten diese die Strahlungswerte in ihren Angaben um den Faktor 10 verringert. Demzufolge hatten die deutschen Wissenschaftler, in Unkenntnis der tatsächlichen Strahlenbelastung, den Roboter nicht korrekt progammiert, und seine Elektronik wurde schnell von der Strahlung beschädigt. Er war nutzlos geworden.

Nun mussten Menschen eingesetzt werden. Sie mussten eine Aufgabe erledigen, die kein Roboter erledigen konnte. Daher die Bezeichnung „Bioroboter”. Gekleidet in selbst angefertigte Schutzkleidung aus Bleiplatten, ungefähr 25kg schwer, die die wichtigsten Teile des Körpers bedeckte – den Oberkörper, Kopf und Genitalien. Mit nichts als Schaufeln und manchmal auch mit bloßen Händen, räumten sie das Dach des Kraftwerks von Schutt, Graphit und anderen Überresten des Reaktors. Niemals zuvor hatte jemals jemand in derart hoch verstrahlter Umgebung arbeiten müssen. Es wurde berechnet, dass jeder einzelne maximal für die Dauer von zwei Minuten auf dem Dach arbeiten konnte, und in besonders schwer verstrahlten Zonen sogar nur für ein paar Dutzend Sekunden. Aus diesem Grund wurden rund 4.000 Menschen für diese Aufgabe benötigt. Viele von ihnen waren durch die Arbeit geschwächt, hatten Nasenbluten und später gesundheitliche Probleme für den Rest ihres Lebens. Nur schätzungsweise 10% der Dachfläche wurde von Robotern geräumt, die restlichen 90% von Menschenhand. Als Belohnung für ihre Arbeit erhielten sie eine Urkunde, überreicht mit Dank und besten Wünschen für gute Gesundheit und ein langes Leben. Zusätzlich erhielt jeder von ihnen einen Bonus von 800 Rubeln (ca. $800). Andere Quellen jedoch geben nur ein Achtel dieses Betrags an.

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Der Joker und das Gestell eines STR-1 (hinten)

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Der Joker und das Gestell eines STR-1 (hinten)

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Ein radioaktives Rad des Joker (550uSV/h)

Die Deponie ist auch der Ort, an den man die Wracks der Helikopter aus Rossocha transportiert hat. In Kombination mit den Wracks der Fahrzeuge, die unter ihnen hervorragen, sind sie ein surrealer Anblick.

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Das Wrack eines Mi-6 Helicopters und ein BAT-M Bulldozer

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BTR-60 Schützenpanzer

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Helicopter auf Autos

Umfassende Information und weitere Bilder der Helikopter in Rossocha finden Sie in der Fotoreportage von Dezember 2012, „Helden eines nicht mehr existierenden Landes”.

Der Kreis

Ich entscheide mich zu einem Besuch des Hilfsradarsystems von Duga, bekannt als der „Kreis”, unweit des Chernobyl-2 Komplexes. Ich will einem Gerücht über das Verschwinden der Antennen nachgehen, die die Arbeit der Duga Antenne unterstützt haben. Als ich diesen Ort vor genau einem Jahr besucht habe, standen noch rund die Hälfte der 240 Antennen.

Dieses Mal war keine einzige mehr da.

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Der Kreis. Eine umgelegte Antenne.

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Zerschnittene Antennen warten darauf, weggebracht zu werden

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Zerschnittene Antennen warten darauf, weggebracht zu werden

Bilder der noch stehenden Antennen finden Sie in meinem Report von Mai 2014 – JENSEITS DER AUSGETRETENEN TOURISTENPFADE

Zum Glück stehn die beiden Hauptantennen des Überhorizontradars Duga im Chernobyl-2 Komplex noch. Mit Sicherheit brennen einige bereits darauf, sie zu zerteilen; schon vor Jahren wurden einige der Dipolantennen bereits für den Schrotthandel abgenommen. Anscheinend wurden die Arbeiten aufgrund der außergewöhnlich hohen Kosten für die Demontage, ganz besonders der Arbeiten in großer Höhe, unterbrochen. Außerdem konnte die wesentlich simplere Methode, die Antennen zu eliminieren, nämlich eine Sprengung, nicht angewandt werden. Die Erschütterungen durch den Kollaps der Antennen könnten eine Gefahr für den nahegelegenen Sarkophag bedeuten, der den zerstörten Reaktor bedeckt.

Chernobyl-2

Jedes Mal wenn ich Chernobyl-2 besuche, bin ich bestrebt, mir etwas Zeit zu nehmen, um nach den Eingängen zu unterirdischen Bereichen der Anlage zu suchen. Manche Menschen haben angedeutet, dass es in Chernobyl-2 mindestens einen unterirdischen Bunker geben soll, wofür auch das unebene Terrain in unterschiedlichen Teilen der Anlage spricht.

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Auf der Suche nach unterirdischen Geheimnissen

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Auf der Suche nach unterirdischen Geheimnissen

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Auf der Suche nach unterirdischen Geheimnissen

Dieses Mal hatte ich keinen durchschlagenden Erfolg. Von Ihnen hat nicht zufällig jemand ein Bodenradar zu verleihen?

MONUMENTALE KUNST IN PRIPYAT

Zu Zeiten der ehemaligen Sowjetunion wurden realistische oder abstrakte Formen zur künstlerischen und farbenfrohen Akzentuierung von vielen Gebäuden verwendet. Dank ihnen wurden die viereckigen, grauen Gebäude interessanter, so wie Straßen Glanz und Farbe durch Neonlichter erhielten.

Giebel und Eingangsbereiche vieler Schulgebäude und Kulturzentren lagen unter Mosaiken. Die Gründe für die Popularität von Mosaiken liegen auf der hand. Die Technik war recht simpel und überall bei der Hand – man brauchte nur ein paar Fliesen zerschlagen oder Keramikscherben verwenden, und schon hatte man alles was man brauchte. Die Haltbarkeit der Mosaike und ihre Pflegeleichtigkeit waren zusätzliche wichtige Vorteile. Die Regierung jener Zeit hatte ebenfalls großen Einfluss auf ihre Entstehung und Popularität, weil sie damals wesentlich mehr Wert auf Kultur legte als heute.

Drei der schönsten Mosaike in Pripyat findet man auf der Hauptstraße der Stadt. Sie sind besonders beeindruckend, weil sie auf gewölbtem Untergrund gefertigt sind. Eigentlich handelt es sich dabei um mit Mosaiken geschmückte Reliefs, statt um simple Mosaike. Ihr Schöpfer ist Ivan Lytovchenko (1921-1996), ein ukrainisch-russischer Künstler, berühmt für monumentale Ornamentkunst.

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“Die Schöpfung” – ein plastisches Relief, bedeckt mit einem Mosaik. Ivan Lytovchenko, Pripyat 1982.

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Ivan Lytovchenko bei der Arbeit

Fast 30 Jahre lang sind die Mosaike von Ivan Lytovchenko verfallen, versteckt unter den zunehmend dichten Büschen und Bäumen. Bäumen, deren Wurzeln den Zementmörtel zerstören, auf den die Keramikteilchen geklebt sind. Büschen, deren Äste sich tief in die empfindliche Struktur der Mosaike graben und sie unwiederbringlich zerstören. Der Regen, der den Mörtel auswäscht, tut das Übrige. Die Mosaike sind Mutter Natur ausgeliefert und werden bald für immer verschwinden. Nur noch Archivaufnahmen werden bleiben.

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Bäume verdecken ein Mosaik

Deshalb beschließen wir, ihre Existenz ein wenig zu verlängern und ihre Schönheit anderen Menschen sichtbar zu machen. Denjenigen zum Trotz, die der Meinung sind, dass man alles so belassen sollte wie es ist, damit sie irgendwann gemeinsam mit dem Rest der Stadt einstürzen. Den Verteidigern der Natur zum Trotz, der Büsche und Bäume. Sie werden anchwachsen; das Mosaik nicht.

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Das sichtbare Mosaik. In der Mite Demeter, die griechische Göttin der Ernte und der Fruchtbarkeit. Links ein Motiv für die Nutzung der Atomenergie.

Heutzutage werden keine solchen Mosaike mehr hergestellt. Heutzutage werden Gebäude gebaut, deren Wänder nur noch der Werbung dienen, um den Verkauf von Produkten anzukurbeln. An solchen Orten gibt es keinen Platz für Mosaike oder andere ornamentale Kunst – nur Werbung.

DAS KERNKRAFTWERK

Nach einer Pause von einigen Jahren kehre ich zurück in das Kernkraftwerk, dieses Mal im Zuge des Projekts “Die Zone in 4K”. Dieses Mal habe ich die Gelegenheit, eine Vielzahl an neuen Orten zu besuchen.

Die Reaktorhalle – das Herz des Atomkraftwerks und der Ort, an dem Atomenergie erzeugt wird. Den Mittelpunkt bildet ein 15-metriger Ring, der in 1884 quadratische Blocks unterteilt ist. Sie beinhalten die Brennstoffkanäle und die Kanäle für die Kontrollstäbe, die mehrere Meter tief in den darunter liegenden Reaktor hineinragen.

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Die Reaktorhalle

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Brennstabkanäle (Silber), Kontrollstabkanäle (rot, gelb und grün)

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Lagerbecken für ausgebrannten Kernbrennstoff

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Brennstäbe. 331 uSv/h.

Neben dem Reaktor befindet sich die Nachfüllanlage. Mittels eines ferngesteuerten Krans bewegt sie sich über einen bestimmten Brennstoffkanal und entnimmt den Brennstab (und füllt einen neuen nach). Dann bringt es ihn zum Lagerbecken für die ausgebrannten Kontrollstäbe in wenigen Metern Entfernung. Dort drinnen liegen immer noch Brennstäbe.

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Die Nachfüllanlage

Der Kontrollraum – wenn die Reaktorhalle das Herz eines Kernkraftwerks ist, dann ist der Kontrollraum sein Gehirn. Dies ist der Ort, von dem aus der Betrieb des Reaktors und die wichtigsten Systeme des Kraftwerks kontrolliert werden.

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Der Kontrollraum von Block 2

Ich besuche auch den Kontrollraum von Block 4, in dem damals ein gescheitertes Experiment zu der Katastrophe von 1986 geführt hat.

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Der Kontrollraum von Block 4

Die Turbinenhalle – hier geschieht die Umwandlung der thermalen Energie aus der Kernspaltung in elektrischen Strom. Dies geht mittels zweier riesiger Turbinengeneratoren von je mehr als 500 MW vonstatten, die durch den Dampf des vom Reaktor erhitzten Wassers angetrieben werden.

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Die Turbinenhalle. Unten sehen Sie einen Dosimetristen, der das Strahlungslevel misst.

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Die Turbinenhalle. Im Hintergrund sehen Sie die Turbogeneratoren (orange).

Die Umwälzpumpen – die Kühlung des Reaktors wurde durch zwei Kreisläufe gesichert. Jeder Kreislauf war für die Kühlung einer Hälfte des Reaktors zuständig und bestand aus vier Umlaufpumpen. Drei wurden für den regulären Betrieb verwendet. Die Vierte diente als Reserve im Falle eines Schadens an einer der restlichen drei. Jedes Set mit vier Umwälzpumpen war mit einem der Turbogeneratoren verbunden.

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Die Umlaufpumpen

Das Krisenzentrum – in einem unterirdischen Bunker, gebaut nach den Normen von Luftschutzbunkern. Das Zentrum sollte vom Manager des Kraftwerks oder dem Schichtleiter aktiviert werden, falls es zu einer Störung im Betrieb des Kraftwerks kam. Dies würde alle notwendigen Systeme aktivieren und ein Kriseninterventionsteam einberufen. Von hier aus wurden die Notfallmaßnahmen während der Katastrophe von 1986 koordiniert. Das Zentrum stand in permanenter Bereitschaft. Einmal im Monat wurde ein Test aller Systeme durchgeführt und Simulationen mit den Kraftwerksangestellten zweimal jährlich. Trainingseinheiten des Kriseninterventionsteams ohne die Kraftwerksangestellten gab es ebenfalls zweimal jährlich.

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Der Eingang zum Krisenzentrum

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Strahlenkontrolle – eine dosimetrische Schleuse, dahinter das restliche dosimetrische Gerät und das Luftregelsystem

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Der Stromaggregat (40kW) versorgte das Krisenzentrum mit Strom (für das Computersystem, Lüftung, Wasserzufuhr, usw.). Er ist für drei Tage ununterbrochenen Betriebs konzipiert.

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Der Bunker verfügte über zwei Lüftungssysteme, von denen eines gefilterte Luft in den Bunker pumpte, während das andere Luft hinaussaugte. Leistungsfähigkeit – ausreichend für 1.500 Menschen, oder 750 Menschen, wenn man FP300 Filter benutzen musste. Diese reinigen die Luft von einem Großteil giftiger Gase und radioaktiver Kontamination.

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Der Raum mit der Wasserzufuhr für Körperhygiene, Wäsche etc.

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Betten für Menschen, die sich im Bunker aufhalten

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Der Hauptraum, in dem das Kriseninterventionsteam sich versammelte. Der Vorsitzende und andere Entscheidungsträger saßen um diesen Tisch.

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Das Kommunikationszentrum für die Kommunikation mit „draußen”. Es gab auch ein Lautsprechersystem, das mit allen Stellen im Kraftwerk verbunden war. Es verfügte über eine eigene, unabhängig mit Strom versorgte Verbindung, die unter allen vorstellbaren Bedingungen funktionieren sollte.

DIE NEUE SCHUTZHÜLLE

Ich habe auch eine Zutrittsgenehmigung für die Baustelle der neuen Schutzhülle („NSC” – New Safe Confinement).

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Die Bausstelle der neuen Schutzhülle – deutlich erkennbar die Betonmauer, die Block 4 von der Baustelle trennt. Sie wurde gebaut, um dort die Strahlenbelastung zu senken.

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Die Baustelle der neuen Schutzhülle – der Bau der Rückwand des NSC

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Das NSC von außen

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Das Innere des NSC

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Abdeckungsarbeiten

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Abdeckungsarbeiten

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Abdeckungsarbeiten

UND JETZT?

Nun ist es endlich an der Zeit, an einen Ort zu reisen, auf den ich mich schon lange vorbereitet habe. Eine Helmkamera mitzunehmen und etwas zu machen, das ich immer wieder hinausgeschoben habe. Und wahrscheinlich etwas, auf das Sie alle warten. Aber nicht nur das, wenn Sie das hier lesen, bin ich schon dort….

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P.S. Ich verspreche, keine weiteren Dronen zu zerstören. :-)

P.P.S. Wenn Sie Photograph sind, Filmemacher oder Forscher und an der nächsten Reise nach Chernobyl im herbst teilnehmen möchten, schicken Sie mir bitte Infos über sich an arek (at) podniesinski (dot) pl .

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