HELDEN EINES NICHT MEHR EXISTIERENDEN LANDES

Dies war eine lange und productive Reise, hauptsächlich dem Photographieren aus der Luft und dem Filmen diverser Orte gewidmet, die aus verschiedenen Gründen nicht im ersten Teil von “Allein in der Zone” vorkamen. Entweder hatten wir keine Genehmigung, das Filmmaterial war unscharf, es hatte geregnet, oder wir hatten ganz einfach kein Glück. Dieses Mal, letzterem Faktor sei Dank, haben wir die Gelegenheit, den verlassenen Fahrzeugfriedhof von Rossocha zu filmen. Wobei es eigentlich nur dem Namen nach ein Fahrzeugfriedhof ist. Von den über 1.500 Fahrzeugen, die einst dort abgestellt wurden, verbleiben nur noch wenige Dutzend. Warum also komme ich jedes Mal wieder hierher?

Wegen der Helikopter, die hier zu finden sind.

Die Helikopter, die ich, trotz mehrmaligen Versuchen, bisher ausschließlich aus der Ferne betrachten konnte, von der Straße aus, die an dem Gelände vorbeiführt. Dieses Mal schaffe ich es, auf das Gelände zu gelangen und sie mir aus der Nähe anzusehen. Früher waren da mal zehn davon, von denen vier noch übrig sind. MI-6 Hubschrauber.

Sie fragen sich sicher: was ist wohl an diesen Hubschraubern so interessant? Ihrer wertvollsten Komponenten beraubt, sind sie doch nicht mehr als Ersatzteillager oder eine Quelle für originelle Souvenirs. Die meisten von ihnen sind bereits vor langer Zeit auf der Schrotthalde gelandet. Oder sie würden, gäbe es nicht die stets wachsame Polizei, im Garten eines gewissen ukrainischen Geschäftsmannes landen, um dort als originell anzusehendes Café zu enden.

Heute sind alles, was von ihnen übrig bleibt, Metallhüllen, die ihres Inneren beraubt wurden. Zum Glück ist es wesentlich schwieriger, sie ihrer Geschichte zu berauben. Der Geschichte der Ereignisse, an denen sie beteiligt waren. Der Geschichte ihrer Piloten und ihrer Mannschaften, Menschen, die an den Löscharbeiten am brennenden Reaktor beteiligt waren, die die noch weitere Ausbreitung der Strahlung verhindert, oder, etwas allgemeiner formuliert, die Auswirkungen der Katastrophe von Chernobyl bekämpften. Helden eines nicht mehr existierenden Landes. Dieser Bericht ist ihnen gewidmet.

Die häufigste Aufgabe der Piloten und ihrer Crews war die Luftaufklärung, in Verbindung mit visueller, strahlungstechnischer, chemischer, thermaler und technischer Begutachtung des Kraftwerks, der Gebäude und Konstruktionen, und schließlich der gesamten Sperrzone. Zum Einsatz kamen insgesamt 90 unterschiedliche Hubschraubertypen, hauptsächlich Mi-26, Mi-24, Mi-8 und Mi-2, geflogen von über 900 Piloten. Der Beschluss für ihren Einsatz kam wenige Stunden nach der Katastrophe.

Der erste, der am Unglücksschauplatz eintraf, war ein Mi-8 mit Kapitän Sergei Volodin, der am 26. April um 13:30 als Erster über den zerstörten Reaktor flog. Seine Aufgabe war die Durchführung einer Strahleninspektion. Jedes Mal, wenn Volodin den Messbereich seines Equipments nach oben schraubte, von anfangs 10 auf 100, 250 und schließlich 500 R/h, schlug das Messgerät bis zum Anschlag aus. Es war sofort klar, dass die Strahlenwerte über dem Reaktor außerhalb des für den DP-3V Dosimeter, den er verwendete, messbaren Bereichs lagen. Der Stress und der unglaubliche Druck, den die Situation verursachte, verleitete einen am Flug teilnehmenden Major dazu, Volodin anzubrüllen: “Du Mörder! Du wirst uns noch alle umbringen!”

Der genaue Strahlenwert über dem Reaktor konnte erst von der Crew eines hermetisch versiegelten MI-24 gemessen werden. Nur dieser Helikoptertyp, ausgestattet mit einer speziellen Bleiummantelung, Filtern und einem eigenen Belüftungssystem, sowie adäquaten Messgeräten war in der Lage, normale Flüge über dem Reaktor durchzuführen. Sieben Mal flog er darüber hinweg. Selbst in zweihundert Metern Höhe über dem Reaktor zeigte die Nadel des Dosimeters 3.000 Röntgen pro Stunde an, und an manchen Stellen nahe am Reaktor überschritten die Messwerte 20.000 Röntgen pro Stunde. Dies bedeutet eine tödliche Strahlendosis innerhalb weniger Minuten. Bei meinem früheren Besuch in der Zone hatte ich zwei Hubschrauber dieses Typs im Fahrzeugfriedhof von Buriakivka gefunden. LINK.

Doch die schwierigste und gefährlichste Aufgabe, die die Piloten zu bewältigen hatten, war, den brennenden Graphit zu löschen und die Ausbreitung der Radionuklide (Strahlung) zu verhindern. Hauptsächlich, indem sie tausende Tonnen unterschiedlicher Ladung abwarfen: vor allem Blei (Strahlungsabsorber), Sand und Lehm (um die Ausbreitung der radioaktiven Teilchen einzudämmen), Dolomit (für besseren Wärmeaustausch und als CO²-Quelle, um das Feuer zu ersticken) und Bor (Neutronenfänger). Anfangs wurden die Ladungen abgeworfen, während der Hubschrauber direkt über dem Reaktor verharrte. Doch dies war eine ineffiziente und extrem zeitaufwändige Methode, die die Hubschrauberbesatzung extrem hoher Strahlenbelastung aussetzte (die Piloten erreichten die höchstzulässige radioaktive Dosis bereits nach zwei oder drei Flügen). Effizientere Abwurfmethoden wurden nach dem Trial-and-Error-Prinzip ausgearbeitet. Die Ladung von einem immerzu in Bewegung befindlichen Helikopter aus abzuwerfen, stellte sich hierbei als die Beste heraus. Auf diese Weise beschränkte man die extrem hohe Strahlung, der die Crew ausgesetzt wurde, auf ein Minimum. Doch diese Methode war auch weniger präzise, was dazu führte, dass ein großer Teil der abgeworfenen Ladungen ihr Ziel nicht erreichte. Die tausenden abgeworfenen Tonnen von Material beeinträchtigten zudem die Stabilität des Gebäudes und wirbelten eine unglaubliche Menge radioaktiven Staubs auf. Unglücklicherweise war es aufgrund der extrem hohen Strahlung völlig unmöglich, auf irgendeine andere Art und Weise an den Reaktor heranzukommen. Den traurigen Beweis erbrachten die Feuerwehrleute, die als Erste am Unglücksort eingetroffen waren und es bis aufs Dach geschafft hatten, ohne sich der Gefahr bewusst zu sein. Sie waren die ersten Todesopfer (abgesehen von den Mitarbeitern des Kraftwerks). Das Löschen des brennenden Reaktors war das erste Unterfangen seiner Art weltweit. Insgesamt wurden ungefähr 1.800 Flüge absolviert, im Durchschnitt alle zwei bis drei Minuten einer, ohne Pause. Während ein Hubschrauber seine Ladung abwarf, startete bereits der Nächste. Doch schließlich zeigte die engagierte Arbeit von hunderten Menschen erste Wirkung. Am 6. Mai war es schließlich möglich, am Boden weiterzuarbeiten.

Pilot und Hubschraubertestpilot Nikolai Mielnik fand sich selbst auf völlig andere Art und Weise am Unglücksort wieder. Bevor er noch über seine Mission in Chernobyl unterrichtet worden war, wurde er gemeinsam mit seinen Kollegen ins Ministerium für Luftfahrttechnologie in Moskau einberufen, wo man ihre Fähigkeiten auf recht ungewöhnliche Art und Weise testete. Man wies sie an, an einer Demonstration vor etlichen Würdenträgern des Landes teilzunehmen, bei der man ihnen befahl, aus dreihundert Metern Höhe einen Metallkegel von einer Tonne Gewicht in ein eilig auf den Boden gemaltes Viereck abzuwerfen. Es stellte sich rasch heraus, dass es sich in Wahrheit nicht um eine Demonstration handelte, sondern eine Prüfung. Nur Mielnik bestand, und schon bald wurde er zur “Belohnung” nach Chernobyl geschickt, wo er die weiteren Details der geplanten Vorgehensweise erfuhr, die der in Moskau fast aufs Haar glich. Mit einem Unterschied – diesmal musste er es direkt am havarierten Reaktor durchführen.

Die extrem hohe Strahlung schränkte die Zeit, die Mielnik in der Nähe des Reaktors verbringen konnte, stark ein. In der Regel waren es fünf Minuten, auch wenn es einige Situationen gab, die einen längeren Aufenthalt erforderten. Eine davon war eine 27minütige Operation unter dem Codenamen “Girlande”. Eine außergewöhnlich schwierige Aufgabe, die es erforderte, auf einem einzelnen Rad am Rand des Lüftungsschachts zu landen und ein Kabel mit Messinstrumenten an dessen Innenseite hinunterzulassen. Bei dem starken Wind und der hohen Strahlenbelastung ähnelte seine Tätigkeit eher der eines Stuntman oder eines selbstmordgefährdeten Akrobaten, als jemandem, der eine Girlande in einen Lüftungsschacht hinab lässt. Schon bald nannte man ihn in Anerkennung der Präzision, mit der Mielnik seinen Hubschrauber flog, den „Goldschmied“. Man nutzte seine Fähigkeiten außerdem in einer Operation mit dem Codenamen „Nadel“. Diese erforderte einen Flug über die Reaktorabdeckung, wo sich ein fast einen Meter breites Loch befand. Es zuzuschütten wie gewöhnlich war nicht möglich, alles was man darauf warf, schmolz augenblicklich in der Hitze, die der Reaktorkern verursachte. Mielniks Aufgabe war es, ein achtzehn Meter langes Rohr mit Kameras hineinzumanövrieren, um die effizienteste Abdeckung für den havarierten Reaktor vorzubereiten. Mielnik absolvierte auch diese Aufgabe, und wurde später für seine Verdienste mit der höchsten Ehre der Sowjetunion ausgezeichnet – dem Titel (und der Medaille) eines Helden der Sowjetunion. Viele Jahre später erhielt er auch eine Auszeichnung des internationalen Hubschrauberpilotenverbandes, stellvertretend für alle Hubschrauberbesatzungen, die an der Beseitigung der Auswirkungen der Katastrophe teilgenommen hatten, mit dem Kommentar: „Diese verrückten Russen.“, der Bewunderung und Staunen ausdrücken sollte. Von den vier teilnehmenden Besatzungsmitgliedern der Operation „Nadel“ sind drei bereits nicht mehr am Leben. Einer starb im Alter von 39, der Zweite mit 40 und der Dritte mit 48. Auch wenn nie offiziell bestätigt wurde, dass ihr Tod ein Resultat der Strahlung war, fragt man sich, warum sie so jung verstarben. Der überwiegende Großteil der Piloten war sich der Risiken, die sie eingingen, durchaus bewusst, der hohen Strahlung und deren Konsequenzen. Und Risiken verursachten automatisch Stress, mit dem man auf typisch sowjetische Art und Weise umging – mit Alkohol. Man ging davon aus, dass, wenn er schon in der Behandlung von Lebensmittelvergiftungen gute Wirkung zeigte, warum sollte er dann nicht auch die Auswirkungen der Strahlung mildern können? Und die vorgespielten Sicherheitsvorkehrungen, die sie mit allen Mitteln aufrechtzuerhalten versuchten, waren auch wenig hilfreich. Individuelle Dosimeter, das Wechseln der Anzüge nach jedem Flug, vitaminreiche Kost, das Immunsystem stärkende Medikamente oder schützende Cremes gegen die Strahlung. Die meisten glaubten weder an deren Effizienz, noch an die Messungen der Dosimeter, die vorsätzlich nach unten korrigiert wurden.

Die Besatzungen der Hubschrauber erledigten allerdings auch wesentlich weniger gefährliche Aufgaben. Beispielsweise besprühten sie die am stärksten kontaminierten Gebiete in der Zone mit einer Spezialflüssigkeit, die den radioaktiven Staub daran hinderte, sich auszubreiten. Des Weiteren zählte die Evakuierung der Kranken und Verletzten, sowie die fotografische und filmische Dokumentation der Geschehnisse zu ihren Aufgaben.

26 Jahre später steigen wir zum selben Zweck, jedoch ohne das Risiko der Verstrahlung, an Bord eines MI-2. Wir sind uns durchaus bewusst, dass dies uns den Geschehnissen keinen Millimeter näher bringen wird, dem Ausblick auf die hübsche, moderne Stadt, die schneeweißen Gebäude, die gepflegten Plätze und die sorgfältig gemähten Rasen. Stattdessen sehen wir einen echten Kampf der Natur mit der Geschichte. In Pripyat ist die Natur bereits der unumstrittene Herrscher und schreitet unaufhaltsam der völligen Zerstörung der Wohngebäude, Schulen und Kindergärten entgegen. Verwandelt die breiten Asphaltstraßen in ein Labyrinth aus schmalen Pfaden. Untergräbt Fundamente, zerstört Gewölbe. Die einst so starken Betonwände beginnen zu brechen, zu bröckeln und einzustürzen. Was der Mensch nicht zu zerstören vermochte, bringt die Natur zu Ende. Wie ein ukrainisches Angkor Wat.

Stadtzentrum von Pripyat.

Das Wetter ist schön und sonnig bei guter Sicht. Aus einigen hundert Metern Höhe sieht man die gesamte Stadt kristallklar. Endlich kann ich die Fotos schießen, auf die ich so lange gewartet habe. Fotos von Pripyats Panorama mit dem Kernkraftwerk im Hintergrund. Beim letzten Mal wurden meine Pläne von schlechtem Wetter vereitelt. Das Kraftwerk und der DUGA-3 Antennenkomplex versteckten sich im Nebel. Diesmal haben wir Glück mit dem Wetter, und die Ausdehnung des Fluges auf zwei Stunden erlaubt uns, nicht nur die geplanten Fotos zu schießen, sondern auch ein wenig Material für den zweiten Teil von „Allein in der Zone“ zu filmen. Außerdem entdecke ich aus der Luft einige Orte, die ich noch nicht kannte, und denen ich definitiv bei meiner nächsten Reise in die Zone im Mai 2013 einen Besuch abstatten werde.

Panorama: Pripyat mit dem Kernkraftwerk im Hintergrund.

DUGA-3

DUGA-3 und die Wohnquartiere der Arbeiter.

Das Kernkraftwerk. V.l.n.r.: Blocks 1-4, und vor ihnen die nicht fertig gestellten Blöcke 5 und 6, sowie der Kühlturm.

Przewalski-Pferde

Kräne im Frachthafen

Fahrzeugfriedhof und Deponie für radioaktiven Abfall, Buriakivka.

Rossocha aus der Luft.

Aus der Luft ist die Konstruktion der neuen Schutzhülle, gemeinhin als der „neue Sarkophag“ bekannt, gut sichtbar. Man wusste von Anfang an, dass der alte Sarkophag nicht ewig halten würde. Hastig erbaut unter extrem schwierigen Bedingungen, unter hoher Strahlenbelastung, ist er nicht stabil genug, um dutzende Jahrhunderte zu überstehen. Mit den Jahren hatte der immer baufälligere Zustand der Konstruktion, die für eine Haltbarkeitsdauer von 15 Jahren konzipiert war, das Risiko des Austritts von radioaktivem Material immer akuter werden lassen. Zu allem Überfluss ist der Sarkophag zum Großteil auf den Resten des Gebäudes, das den havarierten Reaktor umgeben hatte, aufgebaut. Deren Stabilität hatte man nach der Explosion ebenfalls nicht ausreichend untersuchen können. Und über 95% des radioaktiven Brennmaterials befinden sich noch immer in ihm. Trotz der umfangreichen Renovierungsarbeiten, die die Lebensdauer des Sarkophags auf 40 Jahre ausgedehnt haben, läuft die Zeit langsam davon. Er war von Tag eins an nur als vorübergehende Lösung geplant.

NSC – Die Konstruktion der neuen Schutzhülle

Direkt nach der Landung begeben wir uns auf das Areal, auf dem der neue Sarkophag gebaut wird. Dank der Bewilligungen, die man uns ausgestellt hat, können wir die Arbeiten aus der Nähe betrachten. Direkt auf die Baustelle selbst dürfen wir leider nicht – anscheinend ist dafür eine eigene Genehmigung nötig. Darum muss ich mich unbedingt nächstes Mal kümmern. Doch vom Dach des Gebäudes aus, das wir betreten dürfen, haben wir einen ausgezeichneten Blick auf die gesamte Baustelle.

Die Entscheidung, einen neuen Sarkophag zu bauen, wurde schon bald nach dem Unglück gefällt. Doch immer wieder wurden die Bauarbeiten verschoben, hauptsächlich des Fehlens finanzieller Ressourcen wegen, und erst vor zwei Jahren hat man schließlich damit begonnen. Laut aktuellem Stand (April 2012) wird er 2015 fertig gestellt sein. Seine Haltbarkeit wird mit mindestens hundert Jahren veranschlagt. Doch was dann? Ein noch größerer Sarkophag, der den Alten UND den Neuen, der gerade gebaut wird, bedeckt? Nein. Die Planung des neuen Sarkophags konzentrierte sich nicht nur auf die Sicherung des Vorhergehenden. Der neue Sarkophag soll nicht nur den schädlichen Einfluss der Elemente auf die jetzige Konstruktion eindämmen – Regen, Schnee und Wind. Er soll außerdem die Auswirkungen eines möglichen Einsturzes des alten Sarkophags und von Block vier selbst eindämmen, die die unkontrollierte Freisetzung tausender Tonnen radioaktiven Materials bedeuten würde. Doch ein weiterer ausschlaggebender Grund für den Bau des neuen Sarkophags ist die sichere Demontage der instabilen alten Schutzhülle (und möglicherweise sogar des gesamten Block vier). Dafür sind zwei an seiner Innenseite befestigte ferngesteuerte Brückenlaufkräne verantwortlich. Danach werden sämtliche sperrigen Teile der Konstruktion in handliche Teilstücke zerschnitten, was deren Dekontamination möglich macht. Zu diesem Zweck wird deren am stärksten verstrahlte Oberfläche mittels Sandstrahlern (für Stahl) und Schleifmaschinen (für Beton) entfernt. Den allgegenwärtigen Staub wird man mit Staubsaugern entfernen. Auf diese Art und Weise können die so präparierten Elemente das Innere des neuen Sarkophags verlassen und in ein Endlager für schwach und mittelmäßig verstrahlte Materialien verfrachtet werden. Ist dies erledigt, wird es möglich sein, die am stärksten verstrahlten Bestandteile – FCM (fuel containing material) – aus dem Inneren des Sarkophags zu holen. An der Methode und der notwendigen Technik, um diese zu entfernen, wir derzeit noch gearbeitet. Ebenso wie an der Errichtung tiefer Deponien, wo diese dann gelagert werden sollen. Dies wird schätzungsweise noch einige Jahrzehnte in Anspruch nehmen. So schnell werden wir das radioaktive Problem nicht los.

Die Bauarbeiten am neuen Sarkophag sehen Sie in den unten angefügten Filmen.

Auf dieser Reise beschließe ich erneut, das Ferienlager „Shmaragd“ zu besuchen. Ich kehre immer wieder gerne an diesen (auch im wörtlichen Sinn) malerischen Ort zurück. Hier stehen mehrere Dutzend handbemalte kleine Holzhäuschen, in denen die Kinder der in der Zone beschäftigten Menschen ihre Sommerferien verbrachten. Diesmal habe ich meine Kamera dabei, damit Sie sie in „Allein 2“ sehen können.

Für all jene, die ungeduldig auf die Premiere warten und den Fortschritt der Arbeiten am zweiten Teil des Films beobachten – ich gewähre Ihnen hier einen kleinen Einblick, ohne die genaue Lage dieser Orte zu verraten. Aber Sie dürfen gern raten. Der erste Teil des Films gibt Ihnen möglicherweise ein paar Hinweise, und für all jene, die ihn noch nicht gesehen haben: dies ist Ihre letzte Chance, um ihn zu kaufen, ebenso wie eine Chance auf den Kauf des zweiten Teils. Weihnachten steht vor der Tür, also wenn jemand von Ihnen noch nach einem passenden Geschenk sucht, klicken Sie HIER.

Beim Verlassen der ersten Sperrzone (10 km rund um das Kernkraftwerk) müssen wir eine Strahlungskontrolle passieren, wo unser Wagen inspiziert wird. Ab hier kann man die erhöhte Strahlenbelastung innerhalb der ersten Sperrzone erkennen, wahrscheinlich ein Resultat der begonnenen Bauarbeiten am neuen Sarkophag, die strengeren Sicherheitsbestimmungen, sowie die Strahlenmessgeräte, die hier installiert sind Ab hier sind Reisende auch verpflichtet, sich auf evtl. vorhandene radioaktive Kontamination untersuchen zu lassen. Seltsamerweise betrifft diese Regelung nicht die Fahrer, weshalb ich diesmal die Gelegenheit habe, die Wachposten beim Kontrollieren meines Wagens mit dem Dosimeter zu beobachten. Sie halten das Gerät an jeden Reifen und messen bei jedem einzelnen die Strahlung. Es war bisher jedes Mal in Ordnung, doch als der Wachmann auf einer Seite des Wagens einmal länger innehält und immer wieder auf die Messwerte starrt, werde ich nervös. Über seine Schulter werfe ich einen Blick auf die Anzeige des Dosimeters: 289, 301, 310. 310, doch warum? frage ich, und statt einer Antwort erhalte ich nur die Information, dass 100 erlaubt sei. In welcher Einheit wird hier gemessen? Und wo könnten wir so viel Strahlung aufgenommen haben? frage ich mich. Ich lasse auf die Schnelle die Reise vor meinem geistigen Auge Revue passieren, und finde nur eine einzig mögliche Antwort: die Fahrt im Land Rover rund um das Endlager in Buriakivka. Und nun haben wir deshalb Schwierigkeiten beim Verlassen der Zone. Zum Glück werden wir nach einer Stunde bürokratischem Hickhack zu einem speziellen Pool geführt, wo das ganze mit einer Dekontamination mittels Wasser sein Ende findet.

Photo: Pawel Suder

Photo: Pawel Suder

Doch wer weiß, vielleicht sehen Sie eines Tages den Land Rover neben den großen Helikoptern im Fahrzeugfriedhof von Rossocha :-)

P.S.

Wenn Sie Photograph sind, mindestens 25 Jahre alt und an der nächsten Reise teilnehmen möchten, schicken Sie mir bitte Infos über sich an arek (at) podniesinski (dot) pl .

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *