Wir sind in einem Stück zurückgekehrt! Der Hauptgrund dieser Reise war der Dreh eines Films. Während unseres 4-tägigen Aufenthalts in der Zone besuchten und filmten wir:
– Prypjat – alle der wichtigsten Gebäude: 3 Krankengebäude, 2 Kindergärten, 2 Schulen, 2 Kinderkrippen, ein Schwimmbad, das Kulturhaus, das Kino, ein Hotel, die Musikschule, das Stadium, die Jupiter-Anlage, eine Polizeiwache, einen Lagerplatz für verlassene Fahrzeuge, ein Café, ein Gewächshaus, einige Hochhäuser und den Vergnügungspark.
– Yanov-Bahnhof
– das radiobiologische Labor und den nahen Kühlturm
– Tschernobyl – das Kernkraftwerk, den Binnenhafen, den Eingang zu den Binnenschiffen, verlassene Häuser; dies umfasste nächtliche Ausflüge.
– Tschernobyl-2 – die DUGA Radaranlage, die Gebäude in der Umgebung und ein erfolgloser Versuch die Hilfsradaranlage namens „Circle“ zu erreichen.
– ein verlassenes Dorf in der Nähe von Tschernobyl
Was uns dieses Mal hauptsächlich überraschte, war das schnelle Fortschreiten des Verfalls und der Zerstörung der Zone. Die Veränderungen, die seit unserer letzten Reise (ein halbes Jahr zuvor) eingetreten sind, sind gewaltig. Angefangen bei den Binnenschiffen, die systematisch in kleinere Teile geschnitten und verschrottet werden. Legal durchgeführt von in der Zone arbeitenden Firmen.
Interessanterweise werden die Schiffe nicht ans Ufer gebracht und dort zerschnitten. Der Winter und die dicke Eisschicht, die die ganze Bucht bedeckt, wird ausgenutzt; die Arbeiter zerschneiden die Binnenschiffe direkt, wo sie im Eis feststecken. Die Teile, die aus dem Eis herausragen, werden vom Rest des Schiffs abgeschnitten und in kleinen Stücken mit einem Schlitten zum Flussufer transportiert. Natürlich bleiben die restlichen Stücken unberührt und wenn das Tauwetter kommt, sind sie vollständig unter Wasser. Auf diese Weise sind mindestens schon drei große Binnenschiffe verschwunden, die wir glücklicherweise während unseres letzten Besuchs photographieren konnten.
Während wir die Schiffe betrachteten, bot uns einer der Arbeiter das Typenschild eines der Binnenschiffe mit dem Namen der Einheit sowie dem Datum und der Werft, wo es gebaut wurde, an. Anfangs für sehr wenig Geld, dann sogar kostenlos. So lange wie es überlebt. Sonst würde es verschrottet und eingeschmolzen werden. Leider gibt es strenge Verbote gegen die Mitnahme von jeglichen Gegenständen aus der Zone. Es spielt keine Rolle, dass das Schild bald zerstört werden würde. Es spielt keine Rolle, dass, wenn wir es mitnehmen, wir ein Stück Geschichte retten würden. Es ist nicht erlaubt. Ende der Diskussion.
Auf ähnliche Weise verschwinden Bücher, Zeitungen und andere Dokumente. Aber nicht weil sie gestohlen werden. Undichte Dächer und allgegenwärtiges Wasser, welches jedes Jahr niedrigere Etagen der Gebäude erreicht, führen dazu, dass die verbleibenden Dokumente, die Zeuge der Tragödie wurden, die hier vor einem Vierteljahrhundert geschah, zerstört werden. Alles verwandelt sich in einen feuchten, grauen Klumpen. Im nächsten Jahr, maximal in zwei, wird der Großteil der Dokumente für immer verschwinden. Aus dieser Perspektive verwundert das Verbot, Gegenstände aus der Zone zu entfernen. Werden sie mitgenommen, selbst illegal, haben sie eine Chance zu überleben. Bleiben sie dort, werden sie auf jeden Fall verschwinden.
Ich war immer dagegen Gegenstände von solchen Orten zu entfernen; schließlich sind sie jemandes Privatbesitz, Teil jemandes Geschichte. Aber zumindest können sie eine Warnung und ein Testament der Tragödie für die zukünftigen Generationen oder diesen Ort besuchende Menschen sein. Leider muss ich in diesem Fall meine Meinung ändern – allein gelassen mit den Naturkräften werden sie bald unwiederbringlich verloren sein.
Trotz der Tatsache, dass wir diese Reise für die Filmproduktion durchführten, machten wir auch einige Schwarzweißbilder. Nachstehend ist eine Auswahl der Photos und Standbilder aus dem Film zu finden. Bald kann man auch den neuen Film sehen.
Der erste, lediglich Probeaufnahmen aus der Zone, wurde über 100000 Mal angesehen und der Film ist in der Hitliste vieler Internetportale zu finden. Ich hoffe, dass der Film, der gerade in Produktion ist, ein noch größeres Interesse erfährt. Jenen, die noch immer mehr wollen, empfehle ich die Berichte meiner vorherigen Ausflüge.
(Bericht von 2008, Bericht von 2009)
Einige Photos sowie Standbilder vom Film: